Weiter gedacht - der Podcast der WZ

#29 Warum China unseren Wohlstand sichert

Episode Summary

Die politischen Beziehungen der EU zu China sind wegen des Ukraine-Krieges angespannt. Trotzdem steigt das Handelsvolumen. Woran liegt das? Diese und viele weitere Fragen beantwortet Handelsexperte Andreas Breinbauer im Gespräch mit Host und WZ-Redakteur Bernd Vasari.

Episode Notes

Wenn wir am Weihnachtsabend unsere Geschenke öffnen, haben viele davon schon eine weite Reise hinter sich. „Aus China kommen die meisten Artikel, die unter dem Weihnachtsbaum liegen", sagt Logistik- und Handelsexperte Andreas Breinbauer im Gespräch mit WZ-Redakteur und Host Bernd Vasari.

Denn China ist der größte Handelspartner der EU, nachdem es jahrzehntelang die USA waren. Trotz Spannungen aufgrund des Ukraine-Kriegs bei dem sich China an Russland annäherte, steigt das Handelsvolumen weiter an. Vor allem für europäische Auto- und Chemieunternehmen ist China ein wichtiger Absatzmarkt. „Unser Wohlstand hängt in hohem Maße von China ab", sagt Breinbauer. 

Die Handelsbilanz fällt zugunsten von China aus. Während die EU Waren im Wert von 231 Milliarden US-Dollar (Stand 2022) exportiert, wurden im selben Zeitraum Waren im Wert von 627 Milliarden US-Dollar aus China importiert. „Das Handelsdefizit von mehr als 400 Milliarden US-Dollar ist das höchste, dass die EU je mit China hatte", sagt Breinbauer. „Das macht China aber auch von der EU abhängig."

Erfolgreich ist China auch mit seinem vor zehn Jahren gestarteten Projekt der neuen Seidenstraße mit dem Titel „One belt, one road". „China konnte dafür 150 Länder gewinnen, das sind Dreiviertel aller Länder weltweit. Damit hat China ein gigantisches Netzwerk an Rohstofflieferanten, an landwirtschaftlichen Erzeugnissen und einen Absatzmarkt für chinesische Produkte geschaffen", sagt Breinbauer. Und sichert sich politischen Einfluss. „In 70 bis 80 Prozent der Fälle stimmen Länder des globalen Südens bei der UNO Vollversammlung für China", sagt Breinbauer.

Aus dem Archiv der Wiener Zeitung:

Bis ins frühe 19. Jahrhundert war China die größte Wirtschaftsmacht der Welt. Ausländer mussten strikte Regeln befolgen. So durften Europäische Kaufleute ihren Handel nur im Hafen von Kanton, dem heutigen Guangzhou, abwickeln. Mit dem ersten Opiumkrieg änderten sich die Macht-Verhältnisse grundlegend. Der Krieg begann mit einer Kriegserklärung durch Großbritannien am 4. September 1839, nachdem China zuvor das Opium britischer Händler beschlagnahmte. China verlor den Krieg und musste sich von nun an den Forderungen des Westens fügen.

Auch die Wiener Zeitung berichtet über diese Zeit. Am 24. Oktober 1839 schreibt sie auf Seite 2:

Die bei dem Handel mit China beteiligten Kaufleute von Manchester haben ebenso wie die von Liverpool eine Denkschrift aufgesetzt, worin sie die Regierung um Ergreifung von Maßregeln zum Schutze der Britischen Interessen in China ersuchen, und eine Deputation mit diesem Gesuch an Lord Palmerston abgesandt. Aus der Antwort des Ministers soll hervorgegangen sein, dass die Regierung sehr energisch gegen China auftreten wolle.

Weiterführende Links:

Um Menschenrechtsverletzungen entlang der Lieferkette und was die EU dagegen unternimmt, geht es in unserer Podcast-Folge „Eine Mango voller Ausbeutung" von Host Petra Tempfer im Gespräch mit dem Juristen Anton Fischer.

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