Weiter gedacht - der Podcast der WZ

#15 Welche Sprache Eltern mit ihren Kindern sprechen sollen

Episode Summary

Mehrsprachig Aufwachsen: Warum es wichtig ist, dass Kinder auch die Sprachen ihrer Eltern lernen, wie ihr Wortschatz erweitert werden kann und ab wann Kinder verwirrt sind, erklärt die Sprachwissenschafterin Zwetelina Ortega im Gespräch mit WZ-Redakteur und Host Bernd Vasari.

Episode Notes

Immer mehr Kinder wachsen mehrsprachig auf. Das stellt Familien vor große Herausforderungen. In welcher Sprache sollen Eltern mit ihren Kindern kommunizieren? Wie sollen Eltern reagieren, wenn Kinder ihre Sprache nicht sprechen wollen? Erlernen mehrsprachige Kinder leichter weitere Sprachen? Diese und weitere Fragen beantwortet Zwetelina Ortega, Expertin für mehrsprachige Erziehung. Im Gespräch mit WZ-Redakteur und Host Bernd Vasari sagt sie: "Jede Sprache ist wertvoll weitergegeben zu werden und steht dem Erwerb der deutschen Sprache nicht im Wege." 

Ortega selbst erzieht ihre beiden Kinder dreisprachig in Deutsch, Bulgarisch und Spanisch. Sie erzählt, in welchen Sprachen sie spricht, wenn Erwachsene zu Besuch sind und wie sie mit ihren Kindern kommuniziert, wenn diese Freund:innen eingeladen haben. Die Sprache allein den Kinder näher zu bringen, würde jedoch nicht ausreichen. Wesentlich sei es auch in die Kultur des jeweiligen Landes einzutauchen und wenn möglich, das Land zu besuchen. "Die Kinder sollen merken, dass sie nicht die Einzigen sind, die diese Sprache sprechen und merken, dass sie mit der Sprache etwas bewirken können."

Für den Erwerb von Deutsch ist eine zweite Sprache von Vorteil. "Durch die Bilingualität arbeitet das Gehirn effizienter und die kognitive Entwicklung wird unterstützt", sagt Ortega. "In den ersten Jahren brauchen die Kinder, die mit mehr Sprachen aufwachsen zwar mehr Zeit, es gleicht sich aber schnell aus."  Kinder, die hingegen kein gutes Deutsch-Level erreichen, erreichen es nicht, weil sie bilingual sind, sondern weil sie keine guten Rahmenbedingungen vorgefunden haben.

 

Weiterführende Links:

Aus dem Archiv der Wiener Zeitung vom 14. März 1887 auf Seite 2:

Sprachen, die weniger Wert waren und deshalb ignoriert wurden, sind kein Phänomen der heutigen Zeit. Am 14. März 1887 berichtete die WZ in ihrer Beilage, der Wiener Abendpost, über eine Debatte der Sprachen auf den Banknoten. In der 121. Sitzung des Abgeordnetenhauses des Reichsrathes, dem Parlament der K&k Monarchie, forderte der tschechische Abgeordneter Eduard Gregr:

„Das böhmische Volk trage zum großen Teile mit die Kriegslasten, die Blutsteuer und der übrigen Staatssteuern. Allein so oft das böhmische Volk mit einer Anforderung, mit einer Bitte an die Regierung herantrete, werde es abgewiesen mit der Bemerkung: Das kostet Geld! Nun trete aber dasselbe Volk mit einer Forderung auf, die kein Geld koste, aber auch da werde es zurückgewiesen. Es sei dies die Forderung eines polyglotten Banknotentextes. In der ganzen Welt würde man es selbstverständlich finden, dass der Banknotentext auch allem Volke verständlich sei. Würde man beispielsweise den Text der österreichischen Banknoten in arabischer oder chinesischer Sprache chiffrieren, so würde das allgemein für unsinnig erklärt werden, weil kaum jemand in Österreich arabisch oder chinesisch verstehe. Nun gebe es aber auch Millionen in Österreich, welche deutsch und magyarisch eben so wenig verstehen.“ 

 

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